Dienstag, 2. Februar 2016

(Fast) ohne Worte

Nein, ohne Worte geht es nicht, obwohl ich seit Tagen nichts geschrieben habe, weil mir die Worte fehlen. Meine Realität macht mich sprachlos. Ich bin wütend auf mich. Wütend auf meine Unfähigkeit Gegebenheiten zu akzeptieren.

Wie schwer kann es denn sein, zu akzeptieren, dass man allein kämpfen muss, gegen seine inneren Dämonen? Niemand wird kommen und sie verjagen oder mich durch meine eigens geschaffene Hölle tragen. -Willkommen Zuhause-

Wie viel Enttäuschung verkraftet eine bereits verletzte Seele noch? Oder kann sie gar nichts mehr zerbrechen, wenn sie von Anfang an nicht ganz war? Manchmal denke ich darüber, was wäre, wenn die Dämonen doch Recht hätten ... Was dann? Sind sie vielleicht einfach nur die Verkörperung von Dingen, die ich längst weiß, aber verdränge, bis sie in meinem Kopf schreien?

Der Fehler liegt in der ICH-Definition. Ich persönlich definiere mich über die Taten, die ich für andere tue. Ihre Freude nährt mich, aber freuen sie sich auch, wenn ich nichts für sie tue? Freuen sie sich, weil ich etwas nur für mich tue oder sind sie davon genervt?

Es ist schwer zu verkraftet, wenn man überall hört: "Bei dir läuft ja alles fantastisch", während man innerlich immer noch gefangen ist, hinter einer Front aus diesem Eis, während höhnisch grinsende Dämonen darauf spucken.

"Nimm's so, wie es ist. 
Denk dran wer und was du bist. 
Bild dir bloß nicht ein Wunder ein. 
...
Gib auf, lass los. 
Manche Wünsche schmerzen bloß. 
Wen interessiert, ob mein Herz zerbricht?"
(Wicked - Ich bin es nicht)

Vielleicht sollte ich mich nicht so melodramatisch ausdrücken, aber die Tatsache, dass ich es tue, beweist mir nur selbst, wie sehr mich doch immer und immer wieder dasselbe Thema belastet. 

"Fesseln spürt man erst, wenn man sich bewegt" - Rosa Luxemburg


Vielleicht ist es gerade diese Gegenwehr, die mir jetzt so schmerzlich bewusst macht, was ich all die Jahre verdrängt habe. 

Es wäre falsch zu sagen, dass die Menschen nicht helfen. Eindeutig falsch in meinem persönlichen Fall. Sie helfen mir finanziell und auch durch Taten, wenn ich explizit darum bitte. 

Danke dafür.

Das bedeutet mir viel. Aber warum seht ihr mich denn nicht? Warum hört ihr mich denn nicht? Warum seht ihr immer nur meine Fassade? 

Vielleicht, weil es bequem ist. Weil es keine Interaktion erfordert. Ich weiß es nicht. 

Ich weiß, was ich habe. Aber ich weiß auch ganz genau, was mir fehlt. Allem voran, fehle ich mir. Ich bin nicht für mich da und ich stehe nicht hinter mir, wenn ich mich brauche. Ich gebe immer noch viel mehr auf die Meinung anderer, als auf meine eigene. Warum? Warum, zum Teufel? Dieses anstrengende ständige Rechtfertigen ermüdet mich langsam. 

Ich brauche Menschen, die neben mir stehen bei meinen Entscheidungen und hinter mir, wenn sie falsch waren. Menschen, die Liebe nicht an Bedingungen knüpfen. 

Ich habe immer gesagt, dass wir nicht schwer zu lieben sind, aber im Moment frage ich mich, ob vielleicht ich schwer zu lieben bin. 

Ich glaube, es gibt keinen Platz mehr für sensible und emphatische Menschen in dieser Welt. Heute sagte mir jemand, dass die alten Werte nicht mehr in den Köpfen der Menschen existieren und wir uns daher so einfach verletzen, weil wir nur unseren eigenen Schmerz sehen. Wir alle wollen verstanden werden, und verstehen doch selbst so wenig. 


"...wenn ich könnte, dann würde ich vor meinem Leben wegrennen. Würde die Augen verschließen und ich würde probieren meine Gefühle einfach zu ignorieren. Ich will so kalt sein, dass alle erfrieren.
...
... und ich will nicht begreifen: Jeder Mensch ist für immer allein.
Liebe ist nur ein Traum, eine Idee und nicht mehr. Tief im Inneren bleibt jeder einsam und leer"
(Die Ärzte - Nichts in der Welt)