Samstag, 16. Januar 2016

Zeit tut nichts ... außer sein

Als ich neulich mit einer befreundeten Autorin sprach, erzählte sie mir von ihrer aktuellen Protagonisten. Eine harte Geschichte, ein hartes Leben ... ein weiches Herz.

In diesem Zusammenhang kamen wir irgendwann auf das Thema: "Zeit heilt alle Wunden." Sie sah mich nur an und antwortete: "Zeit tut nichts, außer sein."

Ich dachte darüber nach und stellte fest, dass es wirklich niemals die Zeit als solche war. Manche Wunden klafften auch nach Jahren so breit wie eine Gletscherspalte, während andere nur noch verschwindend geringe Narben sind. Was also war der Unterschied? Die vergangene Zeit konnte es nicht sein.

Nein, es war die Perspektive. Mit genügend Abstand, wirken alle Dinge klein. Von manchen Erlebnissen konnte ich mich selbst distanzieren. Ich konnte sie loslassen, indem ich mich anderen wichtigeren Dingen zuwandte.

Warum gelingt mir das nicht mit allen Sachen in meinem Leben? Ganz einfach ... Auch, wenn ich die Dinge loslasse, bedeutet dies nicht, dass sie auch mich loslassen. Es gibt Geister in meinem Leben, die mich verfolgen. Ich muss erst gar nicht versuchen, mich zu verstecken, denn der Schmerz, der mit ihnen kommt, wird mich finden. Diese Wunden kann keine Zeit der Welt heilen, aber wenn Flucht keine Option mehr ist, dann bleibt nur der Angriff. Die Zeit tut nichts. Wir sind dafür verantwortlich, uns unseren Dämonen zu stellen. Immer und immer wieder. Wir haben so viel Mut im Herzen, denn wir wissen, dass uns niemand zerstören kann. Zerstören können nur wir uns allein. Alle anderen haben nur so viel Macht über uns, wie wir ihnen geben.

Khalil Gibran sagte einst:

"Auch wenn unreine Hände dich berührten, so bleibt dein Herz rein. Der Schmutz des Körpers kann einer reinen Seele nichts anhaben."

Ja, es gibt diese Tage, an denen andere Menschen über uns bestimmen. Manchmal im Leben haben wir keine andere Wahl, als es zu ertragen. Aber niemand auf dieser Welt, kann uns unseren Willen nehmen. 

Wir dürfen nicht auf die bösen Stimmen in uns hören, wenn wir traurig und allein sind. Sie wissen, welche Kraft wirklich in uns schlummert, aber sie werden alles tun, damit wir sie nicht entdecken. 

Diese Kraft ... dieses atemberaubende Gefühl, dass einem nach langer Dunkelheit ins Licht zieht, bevor man vollkommen im Nichts versinkt ... ist der Todesstoß für all die negativen Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen, die uns verfolgen und erbarmungslos jagen. Die Zeit tut nichts, aber unsere innere Kraft, erweckt durch unseren Willen etwas zu verändern, ist ein mächtiger Verbündeter. 

Wir müssen uns nur daran erinnern, wer wir wirklich sind hinter all den dicken Mauern, die das Leid nur verdecken, anstelle es zu bekämpfen. 

Die Zeit tut nichts, außer sein ... Warum sollten wir dann nicht etwas mit unserer Zeit tun?

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